Meine Mutter, die mandschurische Prinzessin

WDR dok
Ein Film von Frank Sieren, Martin Gronemeyer und Anke Redl
45-Minuten Doku
Erstausstrahlung: Samstag, 31. Mai 2014 0:00 Uhr im WDR

Vor der eigenen Mutter musste er zu Neujahr den rituellen Kotau machen, von der Kinderfrau im großbürgerlichen Kolonialhaushalt lernte er chinesische Geistergeschichten und der HJ-Gruppe seiner Schule konnte er als "Nichtarier" nur als "Gast" angehören: Theodor Heinrichsohn, den alle nur „Teddy“ nennen, ist der älteste noch lebende China-Deutsche. Der Sohn einer mandschurischen Prinzessin und eines deutschen Missionars kommt 1930 in Nordchina zur Welt. Seiner adeligen Mutter bedeutet der Sohn nicht viel. Deshalb, aber auch, um westliche Gepflogenheiten zu lernen, kommt er 1941 ins deutsche Internat nach Shanghai.

Dort erlebte er, wie die Weltpolitik sein persönliches Leben geprägt und beeinflusst hat. Die Nazi-Ideologie des fernen Deutschland erreichte auch Teile der deutschen Gemeinschaft und Teddy verfolgte, wie Shanghai immer stärker in den Sog des Zweiten Weltkriegs geriet. Als Jugendlicher wechselte Teddy auf die Amerikanische Schule; als er 1949 Abitur machte, marschierten die kommunistischen Mao-Truppen als Sieger in die Stadt ein. Weil er keine chinesische Staatsangehörigkeit besaß, wurde er 1955 als "unerwünschter Ausländer" ausgewiesen - ein Jahr nach seinem Vater. Seine Mutter durfte das Land nicht verlassen; Theodor Heinrichsohn hat sie bis zu ihrem Tod nicht wiedergesehen.

Zum letzten Mal reist er 2012 zu einem besonderen Klassentreffen nach Shanghai: Die amerikanische Schule wurde vor hundert Jahren gegründet. Theodor Heinrichsohn, hin und her gerissen zwischen den Kulturen, zeigt uns in diesem Film sein Shanghai.